In einer oftmals genormten Welt sollten wir die Unterschiede feiern statt sie zu verdammen. Linkshändige Menschen, die gerne stricken, brauchen häufig Unterstützung, um Anleitungen und Muster zu verstehen, die fast durchweg für RechtshänderInnen entworfen und geschrieben sind.
Auf der anderen Seite sind LinkshänderInnen schon immer kreativ hervorgetreten, haben Grenzen überschritten und Normen verändert. In diesem Blog geht es darum, den gängigen Mythos zu widerlegen, dass linkshändige StrickerInnen ihre Stricknadeln nicht beherrschen können.
Unterschiede zwischen linkshändigem und rechtshändigem Stricken
Als LinkshänderIn hältst Du in der Regel die Arbeitsnadel in der linken Hand und die leere Stricknadel in ihrer rechten Hand, während rechtshändige StrickerInnen seitenverkehrt arbeiten. Dieser Unterschied in der Position und Funktion der Nadeln beeinflusst aber auch die Richtung der Maschen und den Fluss des Garns.
Beim Befolgen eines Strickmusters müssen linkshändige Strickerinnen und Stricker viele Anweisungen bestimmter Techniken umkehren. Heisst es in einer Anleitung, „stricke zwei Maschen rechts zusammen", müssten LinkshänderInnen also zwei Maschen links zusammenstricken", um der Masche die geforderte Richtung zu geben. Diese ist nämlich besonders bei Zu- und Abnahmen wichtig, wie z.B. bei Sockenfersen und -spitzen.
Für Strickmuster müssen linkshändige Strickerinnen und Stricker daher Anleitungen anpassen, die für RechtshänderInnen geschrieben sind. Dies betrifft neben Zunahmen und Abnahmen auch Jacquard-, Fair-Isle oder Lochmuster.
Auch der Maschenanschlag wird linkshändig anders ausgeführt. Beim Kreuzanschlag halten RechtshänderInnen den Faden in der linken Hand und schlagen mit der rechten Nadel Maschen an. Damit liegt das führende Maschenbein später vor der Nadel. Wird der Anschlag aber mit der Nadel in der linken Hand ausgeführt, befindet sich das führende Maschenbein hinter der Nadel, d.h. die Arbeitsnadel müsste beim Stricken auch dort eingestochen werden.
Experimentiere mit verschiedenen Strickstilen
Wer sich das Umdenken und Anpassen von Strickmustern ersparen will, kann auch verschiedene rechtshändige Strickstile ausprobieren, um so seinen eigenen komfortablen Stil zu finden.
Eine für LinkshänderInnen entspannte Methode ist die sogenannte kontinentale Stricktechnik. Anstatt das Garn wie beim Englischen Stil in deiner rechten Hand zu halten, hältst du den Faden nämlich in deiner linken Hand. Dadurch kommt deine linke Hand beim Stricken viel mehr ins Spiel, und die Koordination beider Hände wird einfacher.
Linkshändige StrickerInnen finden es oft bequemer, das Garn um den Zeigefinger der linken Hand gewickelt zu halten. Der kontinentale Stil berücksichtigt diese Handposition auf natürliche Weise und erleichtert das Handarbeiten mit der linken Hand enorm.
Das kontinentale Stricken ist zudem bekannt für seine Effizienz und Geschwindigkeit. Das Garn wird näher an die Spitzen der Stricknadeln gehalten. Die Maschen werden lediglich mit der rechten Nadel abgestrickt, was die Bewegung mit der rechten Hand reduziert.
Linkshänder, die mit traditionellen Strickstilen kämpfen, stellen bei der kontinentalen Strickmethode möglicherweise fest, dass sie so schneller und sicherer stricken.
Wenn Du als LinkshänderIn mit deiner üblichen Technik Schwierigkeiten hast, probiere den kontinentalen Stil aus und entwickle daraus deinen eigenen Stil. Du kannst auch mit deinen Stricknadeln experimentieren und aus verschiedenen Strickmethoden deine ganz eigene entwickeln.
Wähle Stricknadeln, die zu dir passen
Als Linkshänderin oder Linkshänder kannst du von speziell entwickelten Strickwerkzeugen und Zubehör profitieren. Ergonomische Stricknadeln, wie die KnitPro Cubics Serie, bieten linkshändigen AnfängerInnen oft Komfort und Unterstützung.
Die Wahl zwischen Rundstricknadeln und Paar-Nadeln ist für Linkshänder eher eine persönliche Vorliebe als eine Frage des Komforts. Dennoch finden gerade LinkshänderInnen Rundstricknadeln oft praktischer und bequemer. Rundstricknadeln machen nämlich das Wenden der Arbeit am Ende jeder Reihe überflüssig, da die Maschen einfach entlang des Seils verschoben werden können. Dies kann die Belastung für Hände und Gelenke verringern, insbesondere bei größeren Projekten oder beim Stricken mit schweren Garnen.
Experimentiere also mit verschiedenen Nadelmaterialien. KnitPro bietet eine große Auswahl an Stricknadeln in verschiedenen Formen und Werkstoffen. Ganz gleich, ob du dich für leichte Bambusnadeln oder die belastbaren Edelstahlnadeln unserer Mindful-Kollektion entscheidest, teste deine Stricknadeln vor dem Kauf. Finde so heraus, welches Material dir das beste Strickerlebnis bietet. Es ist immer empfehlenswert, sich persönlich in einem Laden beraten zu lassen und vor Ort verschiedene Stricknadel-Typen zu halten und auszuprobieren.
Stricke vor einem Spiegel
Das Stricken vor einem Spiegel kann ein hilfreiches Werkzeug für linkshändige Strickerinnen und Stricker sein, die neue Techniken üben anpassen möchten. Indem du deine Hände im Spiegel seitenverkehrt wahrnimmst, kannst du deine Handbewegungen und die entstehenden Maschen anders beobachten. Dies ist sehr vorteilhaft, da es dem Stricken mit der rechten Hand ähnelt.
Während du dein Spiegelbild beobachtest, kannst du sehen, wie deine Hände positioniert sind und wie der Faden um die Nadeln gewickelt wird. Du kannst alle Bewegungsabläufe aus linkshändiger Perspektive betrachten. Das hilft, die Techniken besser nachvollziehen zu können. Vor dem Spiegel kannst du deine Handhaltung und -bewegungen übrigens auch korrigieren und Unregelmäßigkeiten beheben.
Trete einer Gruppe von linkshändig Strickenden bei
In einer Gemeinschaft von LinkshänderInnen könnt Ihr Tipps, Techniken und Muster teilen. Es gibt viele Online-Foren, soziale Medien-Gruppen oder lokale Strickkurse, in denen du lernen und dich mit anderen LinkshänderInnen austauschen kannst.
Wie bei jeder Fertigkeit ist auch beim linkshändigen Stricken Übung und Geduld wichtig. Die Arbeit mit der Nadel kann anfangs herausfordern, besonders wenn du bestimmte Techniken wie das Zusammenstricken oder die Maschenzunahme an deine dominante Hand anpassen musst. Sei geduldig mit dir selbst, genieße den Lernprozess und lass dich von anfänglichen Schwierigkeiten nicht entmutigen.